Zum 100. Todestag von Walther Rathenau – Von kommenden Dingen

Anlässlich des 100. Todestages von Walther Rathenau (1867-1922) luden der Forum Rathenau e.V. und die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit am Donnerstag, 23. Juni 2022, dem Vorabend des Tages der Ermordung von Rathenau vor 100 Jahren, zum hybriden Carbon Cycle Culture Club (C4) ins Kraftwerk Zschornewitz ein. Um 17 Uhr fand eine Führung durch das ehemalige Kraftwerk Zschornewitz statt. Ab 18 Uhr diskutierten Fachexpert:innen Perspektiven rund um die Person Rathenaus im Rahmen gesellschaftlicher und kultureller Spannungen und würdigten Walther Rathenau als unternehmerischen Visionär wie als Vorreiter internationaler Verständigung.

Das hybride Event wurde live gestreamt. Zum Video.

Minister, Künstler und Unternehmer inmitten der Krisen der Weimarer Republik

Das Wirken Walther Rathenaus als Unternehmer zeigt sich zwischen Berlin, Zschornewitz und Bitterfeld nicht allein in unternehmerischen Experimenten unter dem AEG-Dach. Rathenau war zugleich Autor, Vordenker und Politiker. Wirtschaftliche Verflechtungen verbürgten für ihn am ehesten die Sicherung friedlicher Koexistenz, so Dr. Wolther von Kieseritzky in seinem Artikel zur Ernennung Rathenaus zum Außenminister am 31. Januar vor 100 Jahren. Laut Kieseritzky wollte Rathenau den „Versailler Vertrag“ durch Kooperation überwinden und war überzeugt, dass ganz Europa davon profitieren würde.

Professor Hans-Dieter Hellige rät in seinem Beitrag zur Entstehung von Rathenaus Wirtschaftsethik davon ab, Leben und Werk Rathenaus in Übereinstimmung bringen zu wollen, sondern ruft dazu auf „die Person Rathenaus als Austragungsort gesellschaftlicher und kultureller Spannungen und Widersprüche zu betrachten, (…)“. Rathenau habe bei seinen Überlegungen zur „dauerhaften Wirtschaft“ aktuelle Probleme der Globalisierung und Nachhaltigkeit vorausgedacht.

Das Kraftwerk Zschornewitz ist heute Zeitzeugnis dieser Zeit vor mehr als 100 Jahren. Unter welchen Umständen und mit welchen Zielen wurde es damals gebaut? Einst war es Prototyp der energetischen Nutzung der Braunkohle im Großindustriellen Maßstab – heute ist es Handlungsraum des Forum Rathenau e.V., Bitterfeld.

Doch wer war Walther Rathenau? Wie dachte er über Markt und Staat? Wie wollte er nach dem Ersten Weltkrieg die Beziehungen zu Sowjetrussland reparieren? Und was verstand er unter Gemeinwirtschaft?

Grußwort am Vorabend des Todestages von Walther Rathenau im ehemaligen Kraftwerk Zschornewitz:

Zu Gast im hybriden Forum waren:

  • Dr. Wolther von Kieseritzky, Historiker und Referent für historische Forschung / Public History der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit
  • Professorin Heike Knortz, Professorin am Institut für Politikwissenschaft der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe
  • Schüler:innen des Europagymnasiums “Walther Rathenau” in Bitterfeld-Wolfen mit Lehrerin; die Schüler:innen gehen am 24.6.2022 unter Leitung von Norbert Böhnke, Querschnittsaufgaben /Erinnerungskultur, Fachbereich Kultur der Stadt Halle (Saale), den Spuren des Attentats auf Walther Rathenau am 24.6.1922 nach. Sie berichteten über die Erwartungen an diese Tagesexkursion und ihr Bild von Walther Rathenau. Die Exkursion findet mit Unterstützung des Vereins Weimarer Republik e.V. und in Kooperation mit der Rathenau-Gesellschaft und der Marzona-Stiftung statt.

Die Veranstaltung fand in Kooperation mit der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit statt.