Bildungssystemdesigner im Gespräch

Forum-Rathenau-Redakteurin Simone Everts-Lang hat sich mit Bildungssystemdesigner Philipp Grosche im Vorfeld des CarbonCycleCultureClubs (C4) zum Thema Bildung unterhalten.  Grosche sieht Bildung als eine Haltung statt als Wissenserwerb an. Er meint, Bildung passiert in der Schule beispielsweise eher nebenbei, im Austausch mit Freunden und Lehrkräften. Sie gelinge bei passenden Settings und entsprechenden Rahmen. Grosche: „Bildung ist etwas, das dürfen wir begreifen, was uns alle angeht, uns allen insofern auch gehört.“ Erworben werde sie durch Umfelder, die durch Offenheit und Zugewandtheit geprägt sind. Dazu brauche es Räume, die frei von Druck sind, in denen selbst bestimmtes Gestalten möglich ist. „Dann kann das gelingen, dass ich als Mensch mehr davon weiß, was mein Weg sein könnte.“ Wichtig findet er nicht nur die Skills für die Zukunft, sondern auch die Skills für das Jetzt. Grosche bezieht sich dabei auf die die Sustainable Development Goals (SDGs), die die Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen in ihrer Agenda 2030 mit 17 globalen Nachhaltigkeitszielen definiert hat. Deutschland hat zugesagt, diese 17 Nachhaltigkeitsziele im eigenen Land umzusetzen und auch anderen Ländern dabei zu helfen. Die Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie ist dafür die Grundlage. „Aber warum gelingt es uns nicht, diese SDGs umzusetzen?“, fragt er. „Uns fehlt die innere Haltung dazu“, beantwortet er die Frage selbst. Die Beziehung zu uns selbst.

Denn erst dann werde es möglich, Wandel voranzutreiben, die innere Wirkmächtigkeit wahrzunehmen und auch äußere Wirkung zu erzielen. Das könne man aber schlecht messen nach der klassischen Taxonomie. „Darauf kann man keine Noten geben“, sagt Grosche. Aber diesen inneren Kompass, den brauche man als Antwort auf die zentrale Frage: „Wer bin ich eigentlich?“ Daraus entstehe auch die Frage, was der Einzelne für die Welt tun könne. Das werde allerdings an Schule und Universitäten nicht beantwortet. Diese sähen sich heute eher als wirtschaftliche Dienstleister für die Arbeitskräfte von morgen.

Aber es gehe um Authentizität, das authentische, das verletzliche Ich. Das sei oftmals schwer zu erkennen, denn: „Wir Erwachsene spielen zu oft eine Rolle, wie im Theater“, sagt der Bildungswissenschaftler. Deshalb sei es für die Kinder und Heranwachsenden so schwierig, sich an jemandem zu orientieren. Oft fehle es auch an Erwachsenen, die einfach Mut machten.

Bildungssystemdesigner Philipp Grosche ist zu Gast im Podium des nächsten C4 zum Thema Bildung.

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